Ruth Weiss in der Gesamtschule Suderwich

Schüler erleben Geschichte mit Zeitzeugin Ruth Weiss (98)

 

Recklinghausen. Die Schülerinnen und Schüler erheben sich von ihren Plätzen in der Aula, als Ruth Weiss die Aula betritt und applaudieren. Zusammen mit ihrem Lektor Lutz Kliche fährt die 98- jährige Dame immer noch durch Deutschland und erzählt von ihrer Lebensgeschichte. Durch Zusammenarbeit des kath. Kreisbildungswerks Recklinghausen, der AG-Eine-Welt-Kreise und der EXILE Kulturorganisation erhielten Schülerinnen und Schüler der Städt. Gesamtschule Recklinghausen Suderwich und des Theodor-Heuss-Gymnasiums die Gelegenheit auf ein persönliches Gespräch mit Ruth Weiss.

Eindrücklich schilderte Ruth Weiss von ihrer Kindheit. Den Jahren als die Anfeindungen in immer mehr antisemitische Gesetze mündeten. Ihre Familie sah keine andere Möglichkeit als die Flucht. So floh Ruth Weiss mit ihrer Mutter über Hamburg nach Südafrika. Dort erlebte sie ein anderes Extrem. Als die Menschen dort brüskiert waren, als sie ein dunkelhäutiges Baby anfasste, spürte sie, dass auch hier sich der Hass in einer Gesellschaft in Form der Apartheid äußerte. Ruth Weiss reifte zu einer der wichtigsten Stimmen Afrikas gegen Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus und begleitete später die Unabhängigkeit von Zimbabwe.

Aus den Geschichten und kurzen Lesungen entwickelte sich schnell ein Gespräch zwischen den jungen Schülerinnen und Schülern und der junggebliebenen Dame. Bis sie zum Schluss einzelne Schüler bat, neben ihr Platz zu nehmen, um Erfahrungen und Erlebnisse aus ihrem Leben zu erfahren. Wie sie ihre eigene Identität beurteilen und welche Werte ihnen denn wichtig sind, wollte sie von den Jugendlichen wissen. Sichtlich beeindruckt gingen die jungen Menschen auf Tuchfühlung und tauschten sich mit Ruth Weiss aus. Auf die Schlussfrage, welchen Lebensrat sie erteilen würde, antwortete Frau Weiss: „Steh auf und sagt etwas, wenn Unrecht geschieht.“