Fairer Handel – Gerechte Löhne

 

Im Winter 1976 gingen die Recklinghäuser für den Fairen Handel erstmals auf die Straße: Auf dem Altstadtmarkt errichtete der Eine-Welt-Kreis des Gasthauses auf Initiative von Ingeborg Roel eine Elendshütte und verkaufte Produkte aus dem fairen Handel.

 

Dazu war 1973 die Einkaufsgenossenschaft GEPA gegründet worden. Diese Initiative evangelischer und katholischer Hilfswerke (z.B. Brot für die Welt, Misereor), Verbände (z.B. DPSG, EAB, KAB, Kfd, Kolping) und Jugendorganisationen unterstützte den Verkauf z.B. von Honig, Kaffee oder Jutetaschen zu höheren Marktpreisen, die gegen das Lohndumping auf Kosten der Erzeuger gerichtet waren. Kleinerzeuger und deren Genossenschaften sollten eine Chance durch gerechte Löhne erhalten. Die GEPA in Wuppertal gehört zu den wichtigsten Partnern der Recklinghäuser Eine-Welt-Kreise

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© Misereor

Auf der Suche nach „Weltgerechtigkeit“ entstanden in den Gemeinden Eine-Welt-Gruppen und wurde fairer Kaffee in Gemeindehäusern, dann auch in Schulen und im Rathaus ausgeschenkt. . Ab 1992 gehörten die GEPA und ihre Trägerorganisationen auch zu den Gründern des „TransFair“-Siegels, dem sich als Unterstützer Gewerkschaften, Naturschutzorganisationen u.a. anschlossen.   Das Warenangebot aus dem „fairen Handel“ hat sich inzwischen erweitert und das „Transfair-Siegel“ trug dazu bei, einige davon auch in Supermarktregalen zu platzieren.

 

 

„Der Pott kocht fair“: Kaffeestand auf dem „Fair-Wöhnmarkt“ in der „Fairen Woche“, Altstadtmarkt September 2008 (Foto: G. Möllers)

 

 

 

 

WELTläden

 

Der älteste WELTladen in der Altstadt wurde 1996 vom Eine-Welt-Kreis des Gasthauses am Herzogswall eröffnet. Inzwischen bietet er in einem größeren Ladenlokal an der Kreuzung von Stein- und Große-Geldstraße (gegenüber der Gymnasialkirche) Waren aus dem fairen Handel und Second-Hand-Textilien an. Das Engagement von Sr. Judith und einer großen Gruppe Ehrenamtlicher wird juristisch getragen vom Förderverein Solidarisches Handeln Gasthaus e.V.. Der 1988 gegründete „Dritte-Welt-Laden“ im Haus des Evangelischen Kirchenkreises existiert leider nicht mehr.

 

Bereits 1995 wurde der „Eine-Welt-Laden in der Kollegschule Kuniberg e.V.“ gegründet. Er verbindet Gelerntes mit der Praxis. So ist der Laden ein Lernort kaufmännischer Projekte und verbindet zugleich ökonomisches Denken mit sozialer und ökologischer Verantwortung. Die Verkaufsteams der Schülerinnen und Schüler bieten auch Schulartikel aus umweltfreundlichen Materialien an. Inzwischen gibt es auch Gründung am Bischöflichen Alexandrine Hegemann-Berufskolleg und der Gesamtschule Suderwich. An weiteren Schulen werden „faire Produkte“ angeboten.

 

 

 

Marktstand für den fairen Handel

 

Der regelmäßige Stand auf dem samstäglichen Wochenmarkt in Recklinghausen ging aus dem Verein „Global-lokal e.V.“, vormals AK Dritte Welt St. Peter hervor. Die Aktiven um Peter Möller und Mathilde Storm bieten faire Waren an, stehen für Gespräche und Informationen zur Verfügung und organisieren auch in Kooperation mit der Stadt den „fairen Geschenkkorb.“ Er gehört inzwischen zum Angebot der Stadt, wenn sie Bürgerinnen und Bürgern zu Geburtstagen und Jubiläen gratuliert.

 

 

 

RECKLINGHÄUSER KAFFEE – POTT-KAFFEE

 

2001 führten die Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Kreise im Stadtkomitee der Katholiken in Kooperation mit der bei der Stadt angesiedelten Initiative „Agenda 21“ den „Recklinghäuser Kaffee“ ein. Damit schlossen sie sich der 1999 gegründeten Initiative „Pott-Kaffee“ an. Bereits ein Jahr später stellte Herr Edison Partino, Geschäftsführer der Kaffee-Kooperative „Nuevo Futuro“ aus Kolumbien, in der Pott-Kaffee angebaut wird, seine Arbeit vor. Die große „Fiesta del CAFÈ“ des AG Eine-Welt-Kreise im damaligen VW-Autohaus Enning gehörte 2007 zu den Aktionen zur Präsentation des Kaffees und des Fairen Handels. Die Konzert-lesung wurde begleitet von der lateinamerikanisch Grupo Sal und Viola Gabor.

 

 

 

 

Kaffee-Stand bei Kulturfestival zur Eröffnung der Ruhrfestspiele am 1. Mai mit v.r.n.l: Franziskanerpater Quirico/ Schulleiter in Akko, Henry Schürmann/Misereor, Maria Voß, Susanne Malecki. Elke Weishaupt (Foto: G. Möllers)

 

 

 

 

 

Faire Produkte und Recklinghausen-Kaffee in der Stadt

 

 

 

Kaffee aus „fairen Handel“ wird inzwischen in den meisten Gemeindehäusern, in Schulen und im Rathaus ausgeschenkt. Ein Kaffeestand begleitete zehn Jahre lang das Recklinghäuser Kulturfestival mit Zehntausenden von Besuchern am 1. Mai zur Eröffnung der Ruhrfestspiele im Stadtgarten.

 

Eine-Welt-Gruppen in den Gemeinden bieten in regelmäßigen Abständen Waren aus dem Fairen Handel im Anschluss an Gottesdienste oder bei Veranstaltungen („Faires Frühstück“, z.B. in St. Antonius und St. Barbara) oder Pfarrfesten an, z.B. in St. Antonius, St. Elisabeth, St. Petrus Canisius, St. Franziskus u.a.

 

 

 

Aktion Faire Rosen zum Muttertag

 

 

 

Sie stehen für Schönheit, Liebe und Freude, mit ihnen schmücken wir fröhliche und traurige Anlässe und fehlen bei keiner Feier: Blumen!

 

Ihre Produktion hat oft eine dunkle Kehrseite: Sie kommen aus Ecuador, Kenia oder Tansania. Auf den großen Blumenplantagen schuften Menschen in der Regel für einen Hungerlohn und ohne Festanstellung. Zwei Drittel der Arbeiterkräfte sind Frauen. Durch den ungeschützten Umgang mit Pestiziden kommt es bei ihnen zu Allergien, Asthma und Krebs. Fehlgeburten und Missbildungen bei Neugeborenen sind keine Seltenheit. Sexuelle Belästigungen, rassistische Diskriminierung und Repressalien beim Versuch gewerkschaftlicher Organisierung sind an der Tagesordnung.

 

 

Mit der Aktion „Faire Rosen zum Muttertag“ macht die Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Kreise im Stadtkomitee der Katholiken jährlich darauf aufmerksam.

Neben Weltläden und Kirchengemeinden bieten auch einige Gartenbaubetriebe Blumen aus dem „fairen Handel“ an. Die damit gekennzeichneten Herstellerfirmen und -genossenschaften halten

ökologische Standards ein und zahlen höhere Löhne bei besseren Arbeitsbedingungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frau Rosa Paulina Vilca Chiguano aus Ecuador, März 2006          

 

 

 

Besuch aus Ecuador

 

 

 

Auf Einladung von FIAN Deutschland (Food First Informations- und Aktionsnetzwerk) besuchte im Februar 2006 Frau Paulina Vilca im Rahmen ihres Deutschland-Aufenthaltes die AG Eine-Welt-Kreise in Recklinghausen. Die 25-jährige arbeitet seit 10 Jahren auf der Finca Petyros in der Provinz Cotopaxi. In der privat geführten Finca musste sie zunächst ohne geregelte Arbeitszeit und planbare Freizeit auskommen. Schutz vor Pestiziden und ärztliche Versorgung fehlten. Das änderte sich erst mit der Einführung des FLP-Labels, das später durch das heutige FAIRTRADE-Label ersetzt wurde.: Hochgiftige Pestizide werden nicht mehr eingesetzt und Schutzkleidung zur Verfügung gestellt wurde. Die Arbeitszeit wurde von vorher elf auf acht Stunden reduziert, Kinderarbeit ist verboten und eine Gesundheitsvorsorge auch für die Familien der Arbeiterkräfte gibt es ebenfalls.

 

 

 

 

Aktion „Rosen zum Muttertag“ Recklinghausen vor dem WELTladen an der Steinstraße (RZ-Foto Schröder, 8.5.2015)